Literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Forschung

Der im Rahmen des DFG-Heisenberg-Programms neu gegründete Lehrstuhl für Romanistik, insbesondere italienische Literatur- und Kulturwissenschaft im europäischen Kontext (Prof. Christian Rivoletti) hat seinen Schwerpunkt in der italienischen und französischen Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit und der Gegenwart, mit besonderem Augenmerk auf komparatistische und interkulturelle Untersuchungsperspektiven (v.a. in der europäischen Dimension), auf die historische Problematisierung und theoretische Reflexion sowie auf intermediale Fragestellungen (Text-Bild-Relation; Bücher und audiovisuelle Medien). Derzeit werden folgende drei Forschungsprojekte durchgeführt. Im Rahmen des Projekts (1.) Hybridisierung der Formen und Darstellung der Wirklichkeit in der italienischen und französischen Gegenwartsnarrativik wird die Relation zwischen dem Phänomen des „retour au réel” und den neuen Formen der Narrativik von der Mitte der Neunziger Jahre bis heute untersucht. Das Projekt (2.) Umbruchsmomente in der Wechselwirkung von Literatur und Bildender Kunst: italienischer Romanzo und europäische Rezeption widmet sich der Frage nach der „Übertragung“ der innovativen Merkmale der Gattung romanzo in die bildliche Dimension, am Beispiel des Renaissanceepos Orlando furioso von Ludovico Ariosto. Im Projekt (3.) Bild, Logik und fiktionale Strategien in politischen Entwürfen der Frühen Neuzeit liegt der Fokus auf der Untersuchung italienischer, französischer, deutscher sowie neulateinischer Utopien der Frühen Neuzeit.

Die Professur mit dem Schwerpunkt im Bereich Italien und Frankreich bildet die vergleichende Erforschung der Aufklärung des 18. Jahrhunderts (Prof. Schlüter). Die philologisch-literaturwissenschaftliche Analyse bedarf gerade hinsichtlich der Aufklärung komplementärer historischer, näherhin auch begriffs-, ideen- und philosophiegeschichtlicher Rekonstruktionsverfahren. Zudem ist die Aufklärung als europäisches Phänomen in den Blick zu nehmen (Komparatistik, Kulturtransferforschung etc.). Ein Fokus liegt auf dem Vergleich unterschiedlicher nationaler Begriffstraditionen, wissenschaftlicher und philosophischer Terminologien. Aspekte der Politischen Philosophie, auch in ihrer literarischen Vermittlung, finden im Rahmen dieses Forschungsschwerpunkts bes. Berücksichtigung.

Die am Lehrstuhl für Romanistik (Literatur- und Kulturwissenschaft, Prof. Friedrich) angesiedelten Forschungsarbeiten widmen sich schwerpunktmäßig der Untersuchung von Strukturen und Funktionen literarischer Texte im Rahmen sich wandelnder medialer und kultureller Bedingungsgefüge und gesell­schaftlicher Praktiken in Spanien und Frankreich. Näherhin geht es um die Wechselwirkung von Mediensystemen und Wahrnehmungsstrukturen im Spannungsfeld epistemologischer, wissenschaftlicher, kultureller und ästhetischer Transformationsprozesse in der Frühen Neuzeit sowie im 20./21. Jahrhundert. Folgende Forschungsprojekte existieren momentan: (1.) Theatralität aus medienhistorischer Perspektive (v.a. Frankreich, Spanien 17. Jh.): Untersucht werden die vielfältigen Relationen zwischen den konkreten geschichtlichen Manifestationen von Theatralität und ihrer jeweiligen medialen bzw. intermedialen Verfasstheit; Analyse der Emergenz und Aus­differenzierung historischer Theatralitätskonzepte. (2.)Medialität und Wahrnehmung in den romanischen Kulturen: Fokussiert wird die Entstehung neuartiger Wahrnehmungsformen an den Schnittpunkten zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen und ästhetischen Diskursen, medialen Praktiken und sozioökonomischen Kräften.

Gleichfalls Fragen der (Inter)Medialität sowie der Transkulturalität stehen im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von Professor Keilhauer. Ein Fokus liegt hier auf Text-Musik-Interaktionen und auf Aspekten der Mündlichkeit in der französischen Kultur und Literatur des 18. Jahrhunderts. Ferner werden Phänomene des Kulturtransfers und der Transkulturalität (Frankreich-Deutschland-Italien) zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert mit besonderem Bezug zu weiblichen Schreibtraditionen analysiert und im Rahmen interdisziplinär angelegter Projekte thematische und funktionale Aspekte von autobiographischem Schreiben zwischen Gattungsentgrenzung und Genderfragestellungen in den Blick genommen.

Die Professur für Lateinamerikanistik mit dem Schwerpunkt Literatur- und Kulturwissenschaften (Prof. Pagni) widmet sich in erster Linie der Erforschung der kulturellen und literarischen Beziehungen zwischen Europa und Lateinamerika vor dem Hintergrund der kolonialen und der postkolonialen Situation; das Interesse der Professur gilt dabei den vielfältigen bidirektionalen Kulturvermittlungsprozessen, die seit dem 16. Jahrhundert stattgefunden haben. Verschiedene Forschungsprojekte befassen sich mit der transatlantischen Reiseliteratur, mit der Geschichte der literarischen Übersetzung in Lateinamerika und mit der Intellektuellengeschichte. Im Rahmen des neu eingerichteten MA-Studiengangs „The Americas/Las Américas“ werden ebenfalls interamerikanische Kulturvermittlungsprozesse in vergleichender Perspektive erforscht. In regionaler Hinsicht wird bei den verschiedenen Forschungsthemen insbesondere der Cono Sur fokussiert.